Marcel, ehrlich gesagt ist es Deine Sichtweise, die naiv ist.<br><br>All diese geschäftsmodellfreien Twitter-Startups spekulieren doch ganz genau darauf, von Twitter gekauft zu werden. Das ist der einzige Grund, warum solche Firmen überhaupt Kapital kriegen: weil die Investoren auf einen schnellen Exit hoffen, wenn sie das Ding dem Besitzer des Ökosystems andrehen können.<br><br>So ein Ökosystem ist ja nicht schöngeistiger Selbstzweck, sondern ausschließlich dazu da, dass der Besitzer desselben mehr Geld machen kann. Und da Twitter noch immer kein echtes Geschäftsmodell hat, ist die Firma darauf angewiesen, Tools wie iPhone-Clients aus dem Nerd-Ghetto in den Mainstream reinzukriegen. Das geht nur, wenn sie dieses Element kontrolliert. Nur so kann sie z.B. potentiellen Werbekunden garantieren, dass die Leute die Anzeigen auch sehen.<br><br>Fred Wilson hat in seinem Blogpost ja auch geschrieben, dass das Füllen relativ trivialer Löcher in so einem Ökosystem nie ein gutes Konzept für ein Startup ist. Das weiss man, wenn man sich etwas mit Technologiegeschichte beschäftigt und nicht nur an die neusten Hype-Konzepte glaubt. Microsoft ist genau so gewachsen: externe Entwickler haben interessante Applikationen für Windows gebaut, und wenn ein Sektor erfolgreich genug wurde, hat Microsoft den führenden Anbieter gekauft oder selbst ein Produkt entwickelt. Man muss Microsoft dafür nicht lieben, aber der langfristige geschäftliche Erfolg ist wohl unbestreitbar. Andere Firmen, Sun zum Beispiel, haben immer brav auf Offenheit gesetzt und sind darum vom Markt verschwunden. Das wollen Twitters Investoren bei ihrer Firma offensichtlich verhindern.
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