"All diese geschäftsmodellfreien Twitter-Startups spekulieren doch ganz genau darauf, von Twitter gekauft zu werden."<br><br>Tweetie 2, Twitterific Pro, Birdfeed und andere iPhone-Twitterclients sind kostenpflichtig. Das ist in meinen Augen ein Geschäftsmodell. <br>Dass der Entwickler von Tweetie trotzdem verkauft hat, dürfte auch daran liegen, dass ihm klar war, dass Twitter notfalls zum nächsten Entwickler geht, wenn er 'nein' sagt, und _er_ dann künftig gegen einen Twitter-Client anschreiben muss. So ein Szenario deutet meiner Meinung nach auf eine eher schlechte Verhandlungsbasis seitens der Entwickler. <br><br>"So ein Ökosystem ist ja nicht schöngeistiger Selbstzweck, sondern ausschließlich dazu da, dass der Besitzer desselben mehr Geld machen kann."<br><br>Ich habe nie etwas anderes behauptet. Meine Ansicht ist, dass langfristig diese Entscheidung den Erfolg des gesamten Twitter-Unternehmens mehr kosten als einbringen könnte.<br><br>"Und da Twitter noch immer kein echtes Geschäftsmodell hat, ist die Firma darauf angewiesen, Tools wie iPhone-Clients aus dem Nerd-Ghetto in den Mainstream reinzukriegen."<br><br>Nach Meinung einiger Analysten ist Twitter durch die Suchmaschinen-Deals mit MS/Bing und Google bereits im Break Even. Das plus andere Möglichkeiten wie zB mit kostenpflichtigem Firehose-Zugang Geld zu verdienen, ist ein Geschäftsmodell in meinen Augen. Warum nicht in Deinen? Natürlich kann Twitter noch mehr machen. Aber warum braucht es dafür einen iPhone-Client?<br><br>"Das geht nur, wenn sie dieses Element kontrolliert. Nur so kann sie z.B. potentiellen Werbekunden garantieren, dass die Leute die Anzeigen auch sehen."<br><br>Wenn Du Werbung als einzige Möglichkeit siehst, mit der Twitter Geld verdienen kann, dann ja. Aber das ist wirklich zu kurz gedacht.<br><br>"Fred Wilson hat in seinem Blogpost ja auch geschrieben, dass das Füllen relativ trivialer Löcher in so einem Ökosystem nie ein gutes Konzept für ein Startup ist."<br><br>Clients im Falle Twitter sind alles andere als trivial, wenn es um den Erfolg des Twitter-Gesamtsystems geht. Auf den Markt dort einzugreifen, ist auch nicht trivial in meinen Augen.<br><br>"Das weiss man, wenn man sich etwas mit Technologiegeschichte beschäftigt und nicht nur an die neusten Hype-Konzepte glaubt."<br><br>Was genau ist hier ein Hype-Konzept? Ich meine das ernst, ich wüsste gern, wo Du hier ein Hype-Konzept siehst.<br><br>"Microsoft ist genau so gewachsen: externe Entwickler haben interessante Applikationen für Windows gebaut, und wenn ein Sektor erfolgreich genug wurde, hat Microsoft den führenden Anbieter gekauft oder selbst ein Produkt entwickelt. Man muss Microsoft dafür nicht lieben, aber der langfristige geschäftliche Erfolg ist wohl unbestreitbar."<br><br>Ganz ehrlich: Man kann MS/Win für vieles als Vergleich heranziehen, aber man kann nicht immer alles im Tech-Bereich damit vergleichen und erklären.<br>In diesem Fall passt der Vergleich nur bedingt, weil die Dynamiken zum Zugang anders sind. Windows ist ein OS, Twitter ist, nicht nur aber in erster Linie, ein Datenangebot.<br>Wenn, wie ich oben geschrieben habe, Twitter die Entwickler, die den Zugang zum Datenfluss anbieten, zwingt, sich über Multihoming etc. zu differenzieren vom eigenen twitter-eigenen Angebot, dann kann das mittel- bis langfristig für Twitter eine nicht zu unterschätzende strategische Gefahr darstellen.<br><br>"Andere Firmen, Sun zum Beispiel, haben immer brav auf Offenheit gesetzt und sind darum vom Markt verschwunden. Das wollen Twitters Investoren bei ihrer Firma offensichtlich verhindern."<br><br>Offenheit ist nicht gleich Offenheit. Twitter ist doch in einer völlig anderen strategischen Position als es Sun je war. Der Vergleich ergibt keinen Sinn. Mit der Aussage könnte man doch jedes API-gestützte Angebot, das marktähnliche Verhältnisse ermöglicht, künftigen Misserfolg pauschal vorhersagen.
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